Mit der Einführung von Android 14 bringt Google einige Änderungen und Verbesserungen für Entwicklerinnen und Entwickler – aber auch für Nutzerinnen und Nutzer mit sich.
Leider wieder mit einfacher Nummer statt „süßem“ Beinamen, legt das Update einen erhöhten Fokus auf Sicherheit und Datenschutz.
Zudem werden auch neue Funktionen und APIs eingeführt, um das Benutzererlebnis zu verbessern.
Zwar hat Google noch nicht offiziell bekannt gegeben, wann die neue Version des hauseigenen Betriebssystems veröffentlicht werden soll, es wurden allerdings schon einige Neuerungen in sogenannten Developer Previews und Beta Releases bekannt gegeben. In unserem Blogpost betrachten wir die wichtigsten Neuerungen in Android 14 genauer.
In Android 14 wird es nicht mehr möglich sein, Anwendungen mit einer targetSdk Version von unter 23 auf Geräten mit Android 14 zu installieren. Diese Änderung wird hauptsächlich aus Sicherheits- und Datenschutzgründen durchgeführt, da Malware oft auf Lücken abzielt, die erst mit späteren SDK-Versionen behoben wurden. Die Kompabilität mit älteren Versionen geht mit solchen Fixes langfristig verloren.
Anwendungen, die beim Update auf Android 14 bereits installiert waren und nicht auf die genannte Voraussetzung fallen, sollen aber weiterhin installiert bleiben und benutzt werden können.
Android-Entwicklerinnen und -Entwickler raten schon seit längerem davon ab, sich in die Hintergrundprozesse anderer Anwendungen einzumischen, da sich das Betriebssystem automatisch um die Beendung möglicher Prozesse kümmert, um Ressourcen freizugeben.
Mit Android 14 wird es nun nur noch möglich sein, eigene Hintergrundprozesse zu beenden. Dies soll langfristig zu einer besseren Performance und einem optimierten Ressourcenverbrauch führen, da die Anwendungen nicht mehr komplett neu gestartet werden müssen.
Ähnlich wie bei iOS können nun auch Android-Nutzerinnen und Nutzer teilweisen Zugriff auf die Medien ihres Gerätes gewähren. Bei Auswahl dieser Option wird der User aufgefordert, die Medien auszuwählen, auf die die Anwendung zugreifen darf. Weiterhin gibt es selbstverständlich die Möglichkeit, den Zugriff auf alle oder gar keine Medien zu gewähren.
Selbst wenn es für den Gebrauch von nicht-wegklickbaren Notifications legitime Gründe geben kann (wie bestimmte kritische Warnungen oder den Verlust der Verbindung, die für den Gebrauch der App unbedingt erforderlich ist), soll der Gebrauch bis auf einige wenige Ausnahmen verhindert werden. Darunter zählen unter anderem Notifications, die eintreffen, während das Gerät gesperrt ist, oder, wenn der User sogenannte „clear all“-Optionen auswählt, um alle Notifications zu dismissen. Dadurch wird verhindert, dass wichtige Mitteilungen gelöscht werden, ohne dass der Benutzer diese überhaupt gesehen hat.
Ab Android 14 ist es weiterhin möglich, sekundengenaue Alarme im Gerät zu setzen, jedoch muss dafür explizit die “SCHEDULE_EXACT_ALARM”-Permission abgefragt werden. Diese Erlaubnis soll vorwiegend Kalender- und Alarm-Apps vorbehalten sein, während für andere Use-Cases alternative Lösungen zur Verfügung stehen.
Mit Android 14 wird das Freigabemenü standardisiert, um ein einheitlicheres und übersichtlicheres Nutzererlebnis zu gewährleisten.
Obwohl Apps, die targetSdk 34 verwenden, ihre individuell gestalteten Freigabemenüs nicht mehr bereitstellen können, haben Entwickler die Möglichkeit, eigene Aktionen anzubieten, die über die üblichen Teilen- und Weiterleiten-Funktionen hinausgehen. Zusätzlich nutzt das System automatisch mehr Informationen aus der App, um aus dem Freigabemenü bessere Vorschläge zu ermitteln.
Durch dieses sogenannte System Sharesheet versprechen sich viele ein einheitlicheres und damit übersichtlicheres Nutzererlebnis, ohne dass dafür Funktionalitäten an anderer Stelle eingeschränkt werden müssen.
Bisher war es üblich, für jede Sprache jeweils eine Datei (bei Android i.d.R. eine strings.xml-Datei) zur Verfügung zu stellen und die Sprache mit dem generischen Maskulinum zu „vereinfachen“.
Die Grammatical Inflection API macht es App-Entwicklerinnen und -Entwicklern einfacher, gender-gerechte Sprache anzubieten. Anstatt für jede Sprache separate Dateien zu erstellen, ermöglicht diese API die Bereitstellung mehrerer Sprachversionen, wie zum Beispiel feminin und neutral. Die Strings, die von der Auswahl betroffen sind, müssen lediglich in den alternativen Versionen angegeben werden. Nutzer können dann selbst entscheiden, welche Sprachversion sie bevorzugen.
Ab Android 14 soll es möglich sein, die Schriftgröße, um bis zu 200% zu erhöhen, um eine bessere Barrierefreiheit zu ermöglichen.
App-Entwicklerinnen und Entwickler werden dazu aufgefordert, ihre UI dahingehend zu prüfen, ob Elemente mit größeren Schriftgrößen die Benutzbarkeit einschränken.
Verschiedene Länder haben unterschiedliche Präferenzen. Dazu zählen die Temperatureinheit, der erste Tag der Woche (in Amerika wird bspw. der Sonntag als erster Tag der Woche gezählt), und das genutzte numerische System.
Mit Android 14 können Nutzerinnen und Nutzer solche regionalen Präferenzen in den Einstellungen angeben. Entwicklerinnen und Entwickler werden außerdem die Möglichkeit haben, App-spezifische Präferenzen für diese Parameter festzulegen. Der Nutzer oder die Nutzerin kann entscheiden, ob das System die App-Präferenzen überschreiben oder jede App selbst entscheiden soll, welche Einheiten genutzt werden sollen.
Die Android-Entwicklerinnen und Entwickler stellen nun eine offizielle API zur Verfügung, um Screenshots, die mit der App im Vordergrund erstellt wurden, zu tracken. Dies ermöglicht eine standardisierte Erfassung von Screenshots. Die dazugehörige Permission muss allerdings dafür erteilt werden.
Für manche Installationen bzw. Updates ist es nötig, den Nutzer, um Erlaubnis zu fragen. In früheren Android-Versionen begann der Download einer App bereits vor der Zustimmung des Nutzers. Mit Android 14 hat sich dies geändert. Nutzer müssen nun zuerst ihre Zustimmung geben, bevor der eigentliche Download der App startet.
Darüber hinaus sollen Benutzer künftig die Möglichkeit haben – sobald sie die Installation einer App genehmigt haben – die App im Hintergrund herunterladen und installieren zu können, ohne bei seinen Aktivitäten auf dem Gerät unterbrochen zu werden.
Mit Android 14 haben Entwicklerinnen und Entwickler die Möglichkeit, Updates zu „benutzerfreundlichen“ Zeiten durchzuführen. Sodass Updates dann stattfinden, wenn User die Anwendung nicht aktiv nutzen, um Unterbrechungen zu minimieren. Für kritische Updates soll es aber auch die Möglichkeit geben, diese weiterhin so schnell wie möglich durchzuführen.
Mit den sogenannten split-APKs können separate Teile der App, anstelle von einer riesigen App an den App Store geliefert werden. Mit Android 14 soll es, ähnlich wie bei den zuvor genannten Updates, die Möglichkeit gegeben werden, ganze Teile einer Anwendung erst dann zu installieren, wenn Nutzer nicht mit der Anwendung interagieren.
Für manche Anwendungsfälle mag es sinnvoll sein, Anwendungen generell die Erlaubnis zu erteilen, den Standort zu ermitteln. Wenn aber gleichzeitig automatische Updates bei Google Play aktiviert sind, kann es schnell passieren, dass man als Nutzer überhaupt nicht mitbekommen hat, dass eine Anwendung angefangen hat, diese Daten mit Dritten zu teilen. Dieser Missstand soll dadurch beseitigt werden, dass unter den Datenschutz-Einstellungen eine weitere Seite hinzugefügt werden soll, welche aufzählt, welche Anwendungen ihre Angaben zu dem Gebrauch der Standortdaten geändert haben. Von dort aus kann man ebenfalls bequem die Erlaubnis-Einstellungen ändern.
Zusätzlich schickt das Betriebssystem innerhalb von 30 Tagen, nachdem Änderungen einer App bzgl. der Standortdaten in Kraft getreten sind, eine Push-Benachrichtigung, um auf zu überprüfende Änderungen aufmerksam zu machen.
Auch wenn mit den bisherigen Ankündigungen das Betriebssystem nicht neu erfunden wurde, kann man bereits jetzt feststellen, dass Android bemüht ist, mehr Klarheit und Standards in das Betriebssystem zu bringen.
Insgesamt verspricht Android 14 eine verbesserte Sicherheit, mehr Kontrolle für Nutzerinnen und Nutzer und ein optimiertes Nutzererlebnis durch verschiedene neue Funktionen und Standards. Die vielen Anpassungsmöglichkeiten und die geringen Beschränkungen sowohl für Entwickler als auch für Nutzer waren schon immer starke Argumente für den Kauf von Android-Geräten. Dieser Aspekt bot einen großen Raum für Individualisierung und Innovation. Gleichzeitig gehen wenig Restriktionen oft damit einher, dass Menschen mit böswilligen Absichten diese Freiheit ausnutzen. Mit immer genauer definierten Bereichen, in denen Entwickler tätig werden können, werden diese Freiheiten logischerweise immer mehr eingeschränkt. Langfristig droht Android dieses Alleinstellungsmerkmal also mehr und mehr zu verlieren. Je nachdem welchem Lager man angehört, kann man diesen Sicherheitstrend, den Android spätestens seit den Privacy Changes vom Android 10 Update verfolgt, entweder als positiv oder negativ bewerten.