Die Corona-Pandemie ist nach wie vor ein präsentes Thema, das uns jeden Tag in vielen Alltagssituationen begleitet. Einerseits stehen wir möglicherweise kurz vor einer zweiten Welle, andererseits betrachten viele Menschen durch die derzeit geltenden Lockerungen die Gefahr als gebannt, Corona als “vorbei”.
Das Einhalten der Maskenpflicht wird langsam für einige zur lästigen Pflicht, die sie nicht unbedingt einhalten wollen. Vielerorts finden sogenannte Corona-Partys statt – ohne Rücksicht auf geltende Abstandsregeln und Kontaktbeschränkungen.
Umso wichtiger ist neben der Einhaltung der geltenden Regelungen, dass die Corona-Warn-App an Bekanntheit und Reichweite gewinnt.
Die Corona-Warn-App hilft dabei, Infektionsketten schnell zu durchbrechen. Unser Smartphone, das wir immer in der Hosentasche haben, wird so zu einem Warnsystem. Die App informiert uns, wenn wir in den letzten zwei Wochen Kontakt zu einer nachweislich positiv getesteten Person, die die App ebenfalls nutzt, hatten.
Die gewarnte Person kann so entscheiden, ob sie sich selbst in Quarantäne begibt oder einen Arzt aufsucht, um sich auf das Virus testen zu lassen.
Aber Moment – Was hat cosee eigentlich mit der Corona-Warn-App zu tun? Diese Pandemie, alle damit verbundenen Einschränkungen und Gefahren betreffen uns alle. Daher haben wir, wie viele Menschen und Unternehmen, überlegt, was wir als cosee konkret dazu beitragen können, das Virus einzudämmen. Andere Unternehmen stellten ihre Produktion um und nähten Masken. Wir entwickeln Software, was also liegt näher, als uns an der Entwicklung der offiziellen Contact Tracing-App zu beteiligen?
Bereits vor der Entwicklung der offiziellen App der Deutschen Bundesregierung gab es Open Source-Projekte, die sich an einer mobilen Lösung bezüglich Contact Tracing versuchten. Eine solche Initiative ist ito. Sie entstand im Rahmen des #WirVsVirus-Hackathon der Bundesregierung Ende März 2020. Dank der Unterstützung und des geballten Wissens vieler coseeaner konnten wir hier gemeinsam fundamentale Fortschritte im Projekt verzeichnen.
Als bekannt wurde, dass die Bundesregierung Telekom und SAP mit der Entwicklung der offiziellen Corona-Warn-App betraut, haben wir bei cosee uns zur Aufgabe gemacht, die beiden Unternehmen im Sinne des Open Source-Gedankens zu unterstützen.
Die Corona-Warn-App ist als Open Source-Projekt angelegt. Daher kann sich jeder an der Entwicklung der App beteiligen und konstruktive Kritik üben. So hat ein Team an coseeanern diverse Issues eingestellt und abgearbeitet, sowie Themen wie “Offenlegung der Infrastruktur” zur Diskussion angeregt.
Zudem haben wir im Rahmen eines TechTalks mit dem Titel „Eine Reise zum Mittelpunkt der Corona-Warn-App“ Interessierte über Details der App informiert und konnten somit die ein oder anderen Bedenken in der Verwendung ausräumen.
Der Zweck der Corona-Warn-App ist die Nachverfolgung von Kontaktpersonen. Dieser Zweck wird besser erfüllt, je mehr Menschen die App nutzen. Das ist leider aus unterschiedlichen Gründen aktuell nicht gewährleistet: Einige nutzen ein anderes Betriebssystem als Android oder iOS oder haben keine installierten Google Play Services. Andere haben ein älteres Smartphone, das die neue proprietäre Exposure Notification API nicht unterstützt. Dies wiederum bedeutet, dass die Stärke der Corona-Warn-App nicht vollends genutzt werden kann, da die Infektionsmeldekette durch solche Personen bislang durchbrochen wurde.
An diesem Punkt setzt cosee gemeinsam mit der Community an und holt mit der Open Source Library CoraLibre für Android Smartphones eine Vielzahl von zusätzlichen Nutzern ab. CoraLibre ist kompatibel mit der offiziellen Corona-Warn-App und arbeitet mit einem freien Nachbau des Tracing-Protokolls, das ohne Google Services auskommt. So kann man die App in frei zugänglichen App-Stores (genannt F-Droid) herunterladen und installieren. Außerdem können so auch andere Android-basierte Betriebssysteme wie zum Beispiel LineageOS bedient werden.
Uns ist wichtig, dass der gesamte Quellcode frei zugänglich ist und jeder uns bei der Entwicklung unterstützen kann – so wie bereits seit Beginn der Entwicklungen. So kann auch die Exposure-Notification API selbst auf Herz und Nieren in Bezug auf technische Sicherheit und Datensparsamkeit geprüft werden.
Außerdem haben wir einige Weiterentwicklungen auf dem Zettel, die so in der offiziellen App entweder gar nicht oder erst später kommen (von Verbesserungen an der UI bis hin zur Anbindung von Servern anderer Länder ist vieles möglich). Wir freuen uns auf Eure Unterstützung. Wir sehen uns auf GitHub!